Samsung Galaxy Tab 10.1 im Test

Das Samsung Galaxy Tab 10.1 schneidet in fast allen Tests sehr gut ab und befindet sich, je nach Test, knapp vor, gleichauf oder knapp hinter dem großen Konkurrenten Apple iPad 2. Im Vergleich zum Motorola Xoom, das ebenfalls auf Android 3.0 Honeycomb setzt, kommt es mit abgespeckter Ausstattung daher, dafür deutlich leichter. Samsung hat damit sein Galaxy Tab 10.1 als direkten Konkurrenten zum iPad positioniert.

Rechtsstreit mit Apple

Die Tests erhalten eine zusätzliche Brisanz, da Apple das Samsung Galaxy Tab 10.1 vorübergehend vom Markt geklagt hat. Hintergrund sind Patent-Streitigkeiten, in Zuge derer sich beide Konkurrenten gegenseitig verklagt haben.

Apple nimmt für sich in Anspruch, mit dem iPad ein selbsternanntes Kultgerät auf den Markt gebracht zu haben, das von der Konkurrenz kopiert wird. Vor allem die runden Ecken, die sowohl dem iPad als auch dem Galaxy Tab (und wahrscheinlich 90 Prozent aller Tablets) seine Kontur geben, stoßen dem Konzern aus Cupertino sauer auf. Samsung führt ins Feld, dass Tablets nunmal so aussehen wie das Galaxy Tab und man beim Design wenig Spielraum zur Variation hat, da ein Tablet praktisch nur aus einem Bildschirm besteht. Apple verweist auf ein Geschmacksmuster, das im Jahre 2004 eingereicht wurde und sich die allgemeine Bauweise sichert, die heute fast alle Tablets auszeichnet.

Bis der Rechtsstreit beigelegt ist, darf Samsung sein Galaxy Tab 10.1 europaweit nicht mehr verkaufen. Die nbeuesten Galaxy Tab Versionen - ohne UMTS, dafür günstiger - sollten Mitte August 2011 erscheinen und wurden schon kräftig beworben. Da sich die Version mit Mobilfunkunterstützung schon seit Herbst 2010 auf dem Markt befindet, ist dies ein doppelter Schlag. Nicht nur für Samsung, sondern auch für den Kunden. Neben dem Motorola Xoom ist das Galaxy Tab der Hauptkonkurrent zum iPad und diesem ebenbürtig - wenn auch mit anderen Akzenten. Gegen Motorola hat Apple ebenfalls Klage eingereicht.

Display und Audio

Das Galaxy Tab 10.1 kommt im Breitbildformat daher, was HD-Videos richtig zur Geltung bringt. Mit 10 Zoll Diagonale kann man jedes Detail erkennen. Der wahre Clou ist aber der Pixelabstand. Samsung bring mehr Pixel auf einem Zentimeter Bildschrimlänge als Apple und das sieht man den Bildern auch deutlich an. 1280 mal 800 Pixel finden unter der Glasscheibe Platz. Die Bilder sehen auch dementsprechend kristallklar aus. Die Farben sind brilliant, so dass Videos im HD 720p Format eine wahre Freude sind. Der Nachteil des Displays ist, dass es spiegelt und nicht hell genug ist um auch im direkten Sonnenlicht kontraststarke Bilder zu erzeugen. Dafür sind die Blickwinkel sehr groß, so dass man das Tablet auch ohne Probleme als digitales Fotoalbum mit mehreren Zuschauern verwenden kann.

Die Stereo-Lautsprecher stehen dem Display in nichts nach. Natürlich ersetzen sie keine HiFi-Anlage, für ein Tablet ist der Bass aber erstaunlich satt. Noch besser sind die im Lieferumfang enthaltenen Ohrstöpsel.

Bedienung

Der Touchscreen ist nicht nur bei der Bildqualität Spitzenklasse. Auch seine Funktion als Touchscreen erfüllt er gut. Eingaben erfolgen verzögerungsfrei und die Software setzt die Befehle weitestgehend ruckelfrei um. Lediglich beim "Wischen" gibt es leichte Ruckler. Da Android nicht für ein einzelnes Gerät entwickelt wurde, kommt die Flüssigkeit der Bedienung nicht ganz an das iPad heran. Die Bedienung folgt dabei gängigen Tablet- oder Smartphonestandards. Viele der Eingaben werden durch Animationen oder 3D-Effekte visuell aufgebohrt. Das sieht nett aus, hat aber keinen praktischen Nutzen.

Die Benutzeroberfläche wird durch Samsung Touchwiz gehörig aufgemöbelt. Der Homescreen stellt nicht nur die typischen Appicons dar, sondern blendet auf Wunsch auch eine transparente Statusleiste ein. Das beste ist aber, dass man auf dem Bildschirm auch Widgets platzieren kann. Im Gegensatz zu Apps muss man diese nicht erst öffnen. So kann man ein Fleckchen Bildschrim den neusten Wetterdaten, einer Terminübersicht oder den neusten Nachrichten widmen. Man schaltet das Gerät ein und hat alles im Blick ohne verschiedene Icons nacheinander abarbeiten zu müssen. Dadurch fühlt sich die Handhabung weniger lemitiert und weitaus natürlicher an als bei iOS. Es ist problemlos möglich, mehrere Apps im Hintergrund laufen zu lassen, so ist man z.B. für Videokonferenz- oder Messangerprogramme immer erreichbar.

Leistung

Ein Nvidia Tegra Prozessor mit zwei Kernen und 1GHz Taktung treibt das Galaxy Tab an. 1 GigaByte RAM sind für ein Tablet ordentlich viel. Multitasking überfordert das Tablet also nicht so schnell. Die Leistung reicht aus um 720p Videos vollkommen ruckelfrei darzustellen. Da das Display diese Auflösung im Gegensatz zum iPad 2 auch wirklich unterstützt, kann mit dem Galaxy Tab 10.1 auch in der Praxis HD-Video in voller Qualität schauen. Full HD Videos laufen allerdings nur mit 30 Bilder pro Sekunde. Das ist zu wenig um für das menschliche Auge als ruckelfrei durchzugehen. Da das Display sowieso nicht für solche Videos gemacht ist, kann man das aber verschmerzen.

Die Hardware geht ressourcenschonend mit dem Akku um, so dass dieser 5 Stunden und 30 Minuten durchhält. Wenn man es als reinen Musikplayer nimmt und das Display schont, hält es sogar deutlich länger. Ärgerlich ist hingegen, dass das Tab 10.1 fast genauso lange braucht um wieder voll geladen zu sein.

Software

Nachdem Android  mittlerweile den Handymarkt erobert hat und dort unangefochten an Nummer 1 steht, schickt sich Android Honeycomb nun an, dies bei den Tablets zu wiederholen. Noch hat es aber nicht die allgemeine Produktqualität von iOS erreicht. Die Bedienbarkeit wird von den Testern zwar als sehr gut, aber trotzdem noch Apple unterlegen bezeichnet.

Die App Auswahl ist nicht so groß wie beim iPad. Zwar steht der Android Marketplace zur Verfügung, aber viele Apps sind eher für Smartphones denn für Tablets konzipiert. Die wichtigsten Felder wie Spiele, Videoprogramme, Videokonferenzsoftware, eBook-Reader, Browser, Bildbetrachter, usw. werden aber abgedeckt und neben Samsungs Standardprogrammen hat man jeweils die Auswahl zwischen diversen tauglichen Alternativen. Die Anzahl der Apps steigt zudem täglich und Analysten gehen davon aus, dass Android seinen Siegeszug fortsetzen wird.

Ein großer Vorteil von Android ist, dass man selbst Zugriff auf den Speicher hat. Man kann das Galaxy Tab einfach an den PC anschließen und Daten heraufschieben wie auf einen USB-Stick. Einfacher geht es gar nicht. Verschiedene Apps lassen sich in Ordner zusammenfassen und so strukturiert auf dem Bildschirm anordnen.

Verarbeitung

Das Galaxy Tab ist extrem gut verarbeitet und wird in den Tablet Tests fast unisono dafür gelobt. Einige Tester merken aber an, dass es nicht ganz an das iPad heran kommt. Die Rückseite ist mit einer Gummischicht bedeckt, die dem Tab mehr Griff verschaffen, aber auch etwas billig wirkt. Es ist leichter und dünner als das iPad und damit der schlankste Vertreter seiner Zunft. Etwas irritierend ist, dass es in einem Test als zu dick bezeichnet wurde. Das ist es objektiv gesehen nicht, solange man es mit anderen Tablets und keinem Blatt Papier vergleicht. 

Ausstattung

Die Ausstattung wird von vielen Testern als sehr gut beschrieben, aber im Vergleich zum Motorola Xoom verliert es hier auf ganzer Strecke. Samsung hat bewußt auf Ausstattung verzichtet um das Gerät dünner und leichter zu machen. Gerade für ein Android-Gerät ist es ärgerlich, dass das Tablet weder HDMI noch USB oder GPS unterstützt. Samsung setzt ähnlich wie Apple auf einen proprietären Stecker, über den man dann per Zubehör einen Fernseher oder PC anschließen kann. Die Adapter sind zwar günstiger als bei der Konkurrenz, bei Motorola fällt die Notwendigkeit einen zu kaufen aber komplett weg.

Selbst in den 3G-Varianten und mit Headset kann es man es nicht als Telefon benutzen. Dafür muss man auf Skype, Google Voice und co. zurückgreifen. Der Speicherplatz ist je nach Version mit 16, 32 oder 64 Gigabyte knapp oder großzügig bemessen. Entsprechend fallen die Tests auch aus. Erweitern lässt sich der Speicher allerdings nicht, so dass 64 Gigabyte die Obergrenze ist.

Das Samsung Galaxy Tab 10.1 hat zwei Webcams. Eine für Videokonferenzen an der Vorderseite. Und eine für Fotos oder Full-HD-Videos an der Rückseite. Die Qualität der 8 Megapixel Kamera ist im Tabletsektor einmalig.

Preis und Fazit

Der empfohlene Preis für alle Versionen des Galaxy Tabs, mit oder ohne 3G, sind etwas hoch angesetzt. Der Straßenpreis liegt aber deutlich darunter, so dass Samsungs Tablet in der Praxis sogar in jeder Version günstiger als Apple iPad 2 ist.

Das Samsung Galaxy Tab 10.1 ist in jeder Beziehung ein Premium-Gerät, das Design und Handlichkeit über Schnittstellenvielfalt setzt. Software und Bedienung sind ausgereift. Das Display ist ein heißer Anwärter auf das beste auf dem Tablet Markt. Samsung ist mit dem Galaxy Tab ein Volltreffer gelungen. Wer sich nicht auf Apples eingeschränkte Welt einlassen möchte und trotzdem Top-Qualität verlangt, ist hier an der richtigen Adresse. Einzig das Motorola Xoom bietet sich als Android Alternative an. Es bietet mehr Ausstattung, ist dafür aber auch voluminöser.