LG HW300Y im Test

2011 ist das Jahr, in dem die kleinen portablen LED-Beamer erwachsen werden. Die Latte liegt bei mehreren hundert ANSI-Lumen Helligkeit sowie einer 720p- bzw. WXGA-Auflösung. Wir haben den LG HW300Y auf seine Praxistauglichkeit getestet.

Ausstattung

Der HW300Y ist gut verarbeitet, und das Gehäuse gefällt mit dezentem Glanz und aufgeräumtem Design. Der Beamer ist wirklich erstaunlich klein, auch das Gewicht ist mit knapp 800 Gramm sehr tragefreundlich. Eine praktische Umhängetasche liegt dem Gerät bei.
Außer über die Tasten am Gerät selbst lässt sich der LG HW300Y über eine mitgelieferte Fernbedienung steuern, deren Tasten allerdings nicht beleuchtet sind. Gerade bei einer Beameranwendung in abgedunkelten Räumen wäre eine Beleuchtung nicht unpraktisch. Die Fernbedienung liegt angenehm in der Hand und ist übersichtlich aufgebaut. Das Steuerkreuz in der Mitte ist mit Mikroschaltern ausgestattet. Zudem gibt es viele Funktionen auch als gesonderte Tasten.
Der LG besitzt eine praxisgerechte Auswahl an Anschlüssen. Neben dem üblichen HDMI- und einem USB-Port sind ein VGA-Eingang sowie A/V und Component als Miniklinke verfügbar. Sehr praktisch ist der Kopfhörerausgang zum Anschluss gut klingender Kopf- und Ohrhörer oder einem externen Lautsprechersystem – denn wie bei den meisten Beamern besitzen die eingebauten Lautsprecher des HW300Y eher eine Alibifunktion.
Ein Kensington-Schloss ist ebenfalls vorhanden.

Der Beamer verfügt über einen integrierten Mediaplayer und kann Office-Dokumente sowie PDF-Dateien darstellen. Zusätzlich zu angeschlossenen USB-Medien kann der LG auch mittels eines beiliegenden WLAN-Sticks ins heimische Netzwerk eingebunden werden.

Bedienung & Bildqualität
Beim Einschalten des LG HW300Y fällt sofort der Lüfter auf. Wie bei vielen Kompaktgeräten verrichtet auch beim LG ein hochtouriger Lüfter den Dienst. Mit 29-31 dB liegt er im Durchschnitt. Stellt man den Betriebsmodus von ECO auf Präsentation, heult der Lüfter auch schon mal auf. Nach kurzer Zeit legt sich das Geräusch dann allerdings wieder.
Das Interface des LG ist vorbildlich. Alle Menüpunkte sind schnell erreichbar und selbsterklärend. Auch sieht man noch genug vom Bild, um Veränderungen der Einstellung sofort überprüfen zu können.
Bildmodi sind zahlreich vorhanden: Neben den üblichen Presets "Standard", "Kino" und "Spiel" gibt es weitere Auswahlmöglichkeiten sowie zwei vom Benutzer definierbare Preset-Einstellungen.
Das Bild selbst ist erstaunlich hell für ein Gerät dieser Größe. Damit empfiehlt sich der LG HW300Y nun auch für ernsthafte Business-Anwendungen, wobei man um eine Verdunklung des Raumes trotz der immerhin 300 ANSI-Lumen nicht herumkommt. Dann allerdings wird man mit einem homogenen und kontrastreichen Bild belohnt. Eine Trapezkorrektur gleicht vertikale Projektionswinkel aus, wenngleich nicht automatisch. Dafür ist das Schärferad angenehm schwergängig und erlaubt so eine feine Justierung. Natürlich lässt sich das Bild auch je nach Montage des Beamers drehen und wenden.

Die Bildqualität über den eingebauten Mediaplayer ist sehr ordentlich und flüssig. Hervorragend ist die Vielzahl der Bildeinstellungen, mit denen man auch stark komprimierte Videos verbessern kann. Die Skalierung verschiedener Formate funktioniert ausgezeichnet. Sehr löblich ist die Unterstützung von Untertiteln und vor allem deren Positionierung und Größenanpassung. So lassen sich bei Widescreen-Formaten sämtliche Einblendungen in den schwarzen Balken verlegen, so dass die Texte den Film nicht verdecken.
In Sachen Kompatibilität versteht der LG allerdings keinen Spaß: Bei Matroska-Containern wird nicht jeder Audio-Codec unterstützt. H264-Dateien werden problemlos abgespielt, wie auch hochauflösende DivX-Videos.
Fotos zeigt der LED-Beamer anständig, allerdings haben wir eine vernünftige Zoom-Funktion vermisst. Dafür kann man während einer Slide-Show auch MP3-Musikdateien abspielen. Die Musikfunktion ist allerdings ein Hohn, wenn man sich auf den internen Lautsprecher verlässt – die Klangqualität ist allenfalls als zweckmäßig zu bezeichnen. Für Musik sollte auf jeden Fall eine externe Anlage angeschlossen werden.
Für Business-Anwendungen äußerst praktisch ist die Office-Funktion: Präsentationen, Excel-Tabellen oder PDF-Dateien lassen sich bequem vom USB-Stick projizieren. Ein Laptop ist nicht mehr notwendig. Leider ist die Software weder besonders schnell, noch anwenderfreundlich. Man sollte es tunlichst vermeiden, Dokumente im Hochformat an die Wand zu werfen. Beim Blättern wird nämlich immer die Position angezeigt, an der man sich auf der vorigen Seite zuletzt befand. So ist man immer gezwungen, an den Seitenanfang zurück zu scrollen. Gut allerdings die Unschärfe über noch nicht gezeigten Textstellen. So verliert der Zuschauer nicht den Überblick.
Bei Blu-ray über HDMI ist die Bildqualität hervorragend. Hier sieht man, wie gut schon ein 720p-Bild aussehen kann, wenn es an eine 75"-Leinwand geworfen wird. Da der LG HW300Y mit einem DLP-Chip ausgestattet ist, kann man bei bestimmten Bildbestandteilen einen Regenbogen-Effekt ausmachen. Dieser ist aber im Vergleich zu anderen Geräten nur gering ausgeprägt. Weniger gut gefiel die Bewegungsschärfe. Bei Schwenks und schnellen Szenen verwischt die Darstellung etwas. Gut genug für Videospiele ist sie aber schon; richtig Laune bringt der Anschluss einer Spielekonsole. Der Projektionsfaktor ist recht gut, schon bei geringen Abständen ergibt sich eine große Bilddiagonale. Das ist umso wichtiger, als der LG keinen Zoom besitzt, um die Projektionsgröße anzupassen.
Der Schwarzwert ist sehr hoch. Dunkle Szenen werden satt dargestellt. Durch die - verglichen mit herkömmlichen Beamern – geringere Helligkeit kommen die Farben allerdings etwas matt rüber. Dennoch beeindruckt das Bild weit mehr als bei der ersten Generation der LED-Projektoren: Der Kontrast kann sich sehen lassen, und so sind auch in dunklen Szenen noch viele Details sichtbar.

Fazit
Viele Heimkino-Fans werden wegen der möglichen Bildgröße und des verglichen mit einem Fernseher gleicher Größe sehr günstigen Preises mit dem LG HW300Y liebäugeln. Wer ungern ein Monster im Wohnzimmer stehen hat, und Bildgröße über die Full-HD-Auflösung stellt, wird mit dem LG HW300Y sicher glücklich.
Auch der Strombrauch ist gering: Knapp 100 Watt sind weit weniger, als selbst der sparsamste Jumbo-Fernseher verschlingen würde. Die WLAN-Funktion, die geringe Größe und die lange Lebensdauer moderner LED-Projektoren machen das Gerät zu einer ernsthaften Alternative. Außerdem ist mit dem HW300Y auch ein spontaner Filmabend unterwegs jederzeit möglich.
Der Business-Kunde wird sich zwar über das leichtere Gepäck freuen, jedoch sollte die Office-Software noch einmal überarbeitet werden. Dann wird der kleine Beamer von LG zu einem Allroundtalent, das man vorbehaltlos empfehlen kann.

Auswertung weiterer Tests
Auch in den Tests der Fachmagazine schneidet der LG HW300Y recht gut ab. Weitestgehend herrscht Übereinstimmung mit unseren eigenen Erfahrungen mit dem Gerät. So loben die Fachmagazine die natürlichen und strahlenden Farben sowie die beachtliche Leistung des Winzlings in Sachen Kontrast und Durchzeichnung. Wie auch wir in unserem Test bemängeln einige Redaktionen jedoch das Auftreten eines Regenbogeneffekts und unschöne Nachzieheffekte aufgrund einer fehlenden Zwischenbildberechnung.