Trekstor Tolino Tab 8.9 im Test

Kurzfazit für Leser mit wenig Zeit: Auch das große Tolino-Tablet weiß zu überzeugen. Mit einem Full-HD-Display und einer tollen Performance gehört es zu den besten kompakten Tablets. Weniger gut schneidet das hohe Gewicht des Tablets ab.

Noch vor einigen Jahren hätte es Tablets wie das Trekstor Tolino Tab 8.9 niemals gegeben. Tech-Pioniere wie Steve Jobs bezeichneten Geräte, die kleiner als 10-Zoll waren, als "Totgeburten, die man nur dann bedienen kann, wenn man sich den Finger mit Schmirgelpapier abreibt". Es sollte einer der wenigen Irrtümer Jobs' bleiben. Heute sind kleine, handliche Tablets beliebt, die Betriebssysteme sind an die kleineren Bedienflächen angepasst.

Trotz der gesteigerten Akzeptanz kleiner Tablets ist die Mittelklasse zwischen klein und groß noch nicht allzu stark besetzt. Prominentester Vertreter ist das Kindle Fire HDX 8.9, das vom Versandhändler Amazon verkauft wird. Das Kindle nimmt sich das Tolino Tab 8.9 zum Vorbild, verspricht dem Käufer aber deutlich mehr Freiheiten als das Amazon-Gerät.

Tolino Tab 8.9: Robuste Plastikhülle lässt das Tablet klobiger erscheinen als es ist

Von außen sieht das Tablet genauso aus wie der kleine Bruder, das Tolino Tab 7. Die Vorderseite wird von dem 8,9-Zoll großen IPS-Display dominiert, das von einem schwarzen, sehr breiten Rand eingerahmt wird. Die Rückseite des Tablets ist von einer geriffelten Plastikhülle überzogen, die sich sehr angenehm anfühlt und das Tablet sehr gut in der Hand liegen lässt. Die Plastikverpackung verleiht dem Tablet allerdings ein sehr klobiges Auftreten, was beim kleineren und kompakten 7-Zoll-Modell nicht so sehr ins Gewicht fiel. Das Tablet ist mit 9 Millimetern eigentlich sehr dünn, wirkt aber deutlich dicker.

Sehen lassen kann sich die robuste Verarbeitungsqualität des Tablets. Wacklige Bauteile, tiefe Spaltmaße oder eine knarzende Rückseite gibt es beim Tolino Tab nicht. Die Plastikrückseite schützt das Gerät zudem fast wie eine Hülle vor Kratzern und sichtbaren Fingerabdrücken.

Nur marginale Unterschiede zum Tolino Tab 7

Auch technisch fallen die Unterschiede zum kleineren 7-Zoll-Modell erst beim zweiten oder dritten Hinsehen auf - im wahrsten Sinne des Wortes. Der Quad-Core-Prozessor ist nur bedingt leistungsfähiger als beim kleinen Bruder. Im Antutu Benchmark erreichte er mit einer Taktfrequenz von 1,6 Gigahertz eine Punktzahl von 18670 Punkten. Mit dieser Leistung positioniert sich das Tolino Tab 8.9 im Tablet-Mittelfeld. Trotz der durchschnittlichen Benchmark-Performance funktioniert das Android 4.2-Tablet sehr flüssig. Egal ob Gaming, Multimedia oder Surfen - alle Aufgaben bewältigte das Tablet ohne Probleme. Bei den sehr aufwendigen 3D-Games Dungeon Hunter 4 und Angry Birds Go erreichte das Tolino Tab stabile Bildraten, Videos spielte es auch in sehr hoher Auflösung flüssig ab und selbst sehr opulente Internetseiten baute es in wenigen Augenblicken auf.

Der Platz auf dem Tolino-Tablet ist begrenzt, Trekstor hat dem Tablet zwar einen 16 Gigabyte großen Flash-Speicher verbaut, frei nutzbar sind davon aber nur zwölf Gigabyte.

Full-HD-Display und großer Arbeitsspeicher

Der mit zwei Gigabyte doppelt so große Arbeitsspeicher im Vergleich zum kleineren 7-Zoll-Modell macht sich in Sachen Performance beinahe gar nicht bemerkbar. Gleiches gilt für das 8,9-Zoll-Multitouch-Display. Es basiert auf einem IPS-Panel, das mit 1920x1200 Pixeln, also in Full-HD, auflöst. Große Unterschiede im Vergleich zum kleinen Tolino, das mit nur 1440x900 Pixeln auflöst, lassen sich mit dem bloßen Auge nicht erkennen. Das ist allerdings keine Kritik am großen Tolino-Tablet. Schon das IPS-Panel des kleinen Bruders konnte mit gestochen scharfen Bildern und Texten im Test überzeugen, beim 8,9-Zoll-Modell ist das nicht anders. Auch auf seinem Display lassen sich Texte mit kleinen Buchstaben wunderbar lesen und hochauflösende Filme genüsslich betrachten.

In Sachen Ausstattung weist das große Tablet ebenfalls nur kleine Unterschiede zum 7-Zoll-Modell auf. Auch das Tolino Tab 8.9 hat jeweils einen microHDMI, einen microUSB sowie einen Kartenleser an Bord. Letzterer kann mit Speicherkarten bis zu 64 Gigabyte bestückt werden. Drahtlos ist auch das große Modell per WLAN nach den Standards b/g/n  und per Bluetooth 4.0 unterwegs. Einziger Unterschied ist die zusätzliche 5-Megapixel-Kamera auf der Rückseite, die für qualitativ höhere Aufnahmen taugt als die 2-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite. Gute Aufnahmen gelingen aber nur in gut ausgeleuchteten Räumen, sobald die Lichtverhältnisse nicht mehr so gut sind, werden die Fotos sehr grobkörnig.

Sehr gut ist hingegen der Klang des Tablets. Es bietet auch ohne Kopfhörer einen großen Klangraum, weshalb sich Filme oder Musik auch durchaus ohne Kopfhörer anschauen bzw. anhören lassen.

Tolino Tab 8.9: Ordentliche Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit des Tablets liegt bei rund neun Stunden bei voller Belastung. Damit setzt sich das Tablet deutlich vom kleinen Bruder ab, auch bei normaler Nutzung hält das 8,9-Zoll-Modell länger durch als das Tolino Tab 7. Logischerweise braucht das größere Tablet dann aber an der Steckdose etwas länger, um den Akku wieder aufzuladen. In fünfeinhalb Stunden ist der Akku wieder vollgeladen.

Gut gelungene Symbiose aus Tolino Store und Play Store

Nicht nur die Größe, sondern auch das Finanzierungsmodell hat sich die Tolino-Allianz bei Amazon abgeschaut. So wird das Tolino Tab 8.9 zum kleinen Preis verkauft, Umsatz soll mit dem Tablet vor allem über den eigenen Tolino Store gemacht werden. Bereits beim Anschalten erreicht man mit einem Fingerwisch direkt den Store, in dem man Bücher, Musik und Filme kaufen kann. Hat man bereits ein Konto, werden bisher getätigte Einkäufe auf das Tolino Tab 8.9 übertragen.

Der Clou ist allerdings, dass das Tablet nicht nur den Tolino Store nutzt, um Inhalte zu beziehen, sondern gleichzeitig vollen Zugriff auf den Play Store von Android hat. Damit wird der größte Kritikpunkt am Kindle Fire HDX 8.9 geschickt umgangen. Das Kindle-Tablet basiert auf einem Amazon-eigenen Betriebssystem, weshalb es keinen Zugriff auf den Play Store hat. Dementsprechend muss man als User auf viele Apps verzichten. Das Problem gibt es beim Tolino Tab also nicht. Stattdessen hat die Tolino-Allianz eine gelungene Symbiose aus Tolino Store und Play Store geschaffen. So kommen die Apps von Googles digitaler Verkaufsplattform auf das Tablet, Bücher und Musik aus dem Tolino Store.

Mehr Freiheiten als bei den Amazon-Tablets, aber technisch unterlegen

Tatsächlich lohnt sich der eingangs erwähnte Vergleich mit dem Amazon Kindle Fire-Tablet. Technisch schlägt sich das Amazon-Gerät mit schnellerem Prozessor, einem hochauflösenderen Display und deutlich weniger Gewicht besser als das Tolino Tab. Dafür zahlt man aber 130 Euro mehr und muss mit dem Amazon-Zwang leben. Denn auch nach fast zwei Kindle-Jahren gibt es nicht annähernd so viele Amazon-Apps wie sie der Android-Store bietet. Größere Freiheiten hat man also mit dem Tolino Tab 8.9, das für 249 Euro zu haben ist und trotz technischer Unterlegenheit problemlos und flüssig funktioniert.

eTest-Bewertung für das Tolino Tab 8.9

Gibt es Tablet-Alternativen?

Im 8,9-Zoll-Bereich nur wenige. Samsung hat mit dem Galaxy Note 8.0 ein Tablet im Angebot, das vor allem für kreative Köpfe interessant sein dürfte, da es sowohl einen Stift als auch spezielle Kreativ-Software liefert. Mittlerweile gibt es das Tablet sogar zu erschwinglichen Preisen.

Ganz neu ist das LG G Pad 8.3. Es führt das 8,3-Zoll-Format ein, das sich aber nicht wesentlich von den 8,9-Zoll-Modellen unterscheidet. Das G Pad überzeugte im Test durch flüssige Bedienung und clevere Features. Der Preis für das Tablet ist mit rund 300 Euro aber eher in der Oberklasse angesiedelt.

Ansonsten bleibt nur der Griff zu den kleineren 7-Zoll-Modellen oder den deutlich größeren 10-Zoll-Geräten.