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Gedankensammlung/Rant/Liebesbrief anlässlich der Canon EOS M3

02/2015 · Das ist nicht in Ordnung, Canon. Nach so langer Zeit meldest Du Dich also wieder mit einer Systemkamera? Ich war gerade über Dich hinweg! Warum ich mich von Dir getrennt habe? Weil es in einer Beziehung Vertrauen und Beständigkeit geben muss. Jahrelang habe ich verteidigt, dass Du noch nicht bei den Systemkameras eingestiegen bist. Habe allen gesagt, dass Du wartest, um was richtig Gutes rauszubringen. Dass Du Deinen Kunden keine technologischen Kinderkrankheiten antun möchtest. Etwas von dauerhaftem Wert schaffen willst. Und was kam? Die halbherzige Canon EOS M, mit einer halbherzigen Handvoll Objektive. Dann jahrelanges Schweigen, ein nur in Fernost erhältliches zweites M-Modell… und jetzt, drei Jahre später, plötzlich die Canon EOS M3. Weißt Du was, Canon? Ich habe jetzt einen anderen. Es ist zu spät!

Aber… Kann es sein? Liebst Du mich doch noch, Canon?

Für alle, die den Leidensweg der Canon-Fans nicht nachvollziehen können: Bezüglich seiner Systemkamera-Politik hat Canon bislang keine klaren Signale gesendet. Erst kommt 2012 eine Einsteiger-Systemkamera auf den Markt, dann erscheint die zweite EOS M nur in Fernost, dann findet man Interviews eines hochrangigen Canon-Angestellten, dass man die Systemkamera-Zielgruppe eher mit kompakten DSLRs wie der EOS 100D erreichen möchte und einige Monate später erscheint dann doch die Canon EOS M3.

Copyright: Canon
Quelle: Canon.de

Wie man Fans vor den Kopf stößt…

Wie jeder weiß, der sich schon mal in einem Forums-Krieg Canon vs. Nikon wiedergefunden hat, ist Markentreue unter Fotografen weit verbreitet. Wie immer bei starken Gefühlen kann Treue aber auch in Abneigung umschwenken.

Canon-Fanboys/-girls waren Feuer und Flamme, als 2012 die erste Canon-Systemkamera auf dem Markt kam. Hier und da zeigte sich sogar eine gewisse Schadenfreude gegenüber Nikon-Fans (Nikon-1-Systemkameras wie die Nikon 1 V3 haben ein sehr kleines Sensorformat, dessen Bildqualität nicht im Ansatz an die von APS-C-Sensoren heranreicht). Dann aber folgte latente Enttäuschung, denn die Canon EOS M war mit den wenigen Tasten, dem fehlenden Sucher und dem langsamen Autofokus eher eine Knipskamera. Nichts für anspruchsvollere Fotografie, vor allem nicht neben all der hervorragenden Konkurrenz. Da half auch die gute Bildqualität nicht.

Das allein wäre noch nicht schlimm gewesen. Echte Zweifel entstanden aufgrund zweier Knackpunkte: Erstens: Weil lange, lange Zeit kein für fortgeschrittene Fotografen optimiertes Folgemodell die Lücke nach oben füllte. Zweitens: Das Objektivangebot blieb winzig.

Ein kleiner Vergleich der Systemkamera-Politik von Canons EF-M-Bajonett mit anderen Herstellern

Beim Kauf einer Wechseloptik-Kamera mit einem noch wenig etablierten Bajonettsystem geht man eine Wette ein: Überlebt das System oder nicht? Negativ-Beispiel: Die Zuiko-Objektive von Olympus (die zwar jetzt an der Systemkamera Olympus OM-D E-M1 zu neuer Blüte gelangen, aber das war eine lange Zitterpartie für Besitzer der aussterbenden Olympus-E-Kameras).

Canon hat mit der ersten M-Kamera auch ein neues Bajonett aus der Wiege gehoben, aber von Canon selbst gibt es nur eine Handvoll M-Objektive (wenn auch diverse Dritthersteller-Optiken).

Der Kurs von Canon ist ziemlich einzigartig. Zum Vergleich: Nikon fährt zweigleisig und trennt klar zwischen seinen APS-C/Vollformat-DSLRs und den Nikon-1-Systemkameras. Panasonic, Olympus und Samsung setzten voll auf ihre Systemkameras und bringen dafür zuhauf Objektive auf den Markt. Bei Sony kann man zwar die großen A-Objektive mit Adapter an die Systemkameras mit E-Bajonett anschließen, aber dank eines sehr breiten und hervorragenden Objektivangebots für das E-System machen das eigentlich nur Umsteiger, die von ihrer Alpha-DSLR zur Systemkamera wechseln. Zusammengefasst kann man sagen: In allen Systemen außer Canon bewegt man sich in einem Objektivangebot, das einzig auf die Systemkameras zugeschnitten ist

Canon… kann es sein, dass Du es doch gut mit mir meinst?

Trotzdem braucht man beim EOS-M-System keine Angst zu haben, dass man sich Objektive für ein sterbendes Bajonett-System kauft. Denn der Mangel an M-Objektiven bedeutet nicht, dass es keine Objektive für die M-Kameras gäbe: Wer bereits Canon EF- oder EF-S-Objektive besitzt, kann diese mit einem Adapter problemlos mit dem üblichen APS-C-Crop (1,6x) an den Canon-M-Kameras verwenden. Man muss also quasi zu den "Großen" greifen, wenn man Top-Qualität will.

Mit der starken Abhängigkeit des M-Systems von der "großen" DSLR-Welt – also die Abhängigkeit von EF- und EF-S-Objektiven mangels Alternativen mit EF-M-Bajonett – scheint Canon den Vertrieb von Systemkameras im Gegensatz zu allen anderen Herstellern nicht als eigenständige Schiene zu sehen.

Das könnte ein Hinweis daraus sein, dass Canon mit dem M-System Canon-DSLR-Fotografen anvisiert, die eine kleine, leichte Zweitkamera suchen. Aber auch für Einsteiger hat diese Methode ihre Verlockung...

Das Ziel: Ein Objektiv, kompatibel mit allen Canon-Kameras

…denn es hat einen gewissen Reiz, zu wissen, dass man mit seinem Objektivpark jederzeit zwischen APS-C-Kameras mit EF-M- und EF-S-Bajonett wechseln kann. Wenn man in Vollformat-Objektive (EF) investiert, steht einem für ein- und dasselbe Objektiv sogar das ganze Spektrum von einer kleinen EF-M-Kamera für die Hosentasche bis zu einer ausgewachsenen Vollformat-Kamera zur Verfügung (Wenn ich an dieser Stelle kurz mein inneres Canon-Fangirl entfesseln darf: Nimm das, Nikon, davon kannst Du mit diesen kleinen Nikon-1-Kameras nicht mal träumen!)

Der einzige Nachteil: Mit den großen DSLR-Objektiven plus Adapter geht der Vorteil des ultrakompakten und sehr leichten Gehäuses der Systemkameraklasse flöten. Aber wer mit wenig Gepäck unterwegs sein möchte, kann ja auf die kleine Auswahl an M-Objektiven ausweichen.

Steckt System hinter dem EF-M-System?

Mit der EOS M3 wirft Canon ein neues Licht auf sich. Canon, könnte es sein, dass Du die Jahre genutzt hast, um einen einzigartigen, kundenfreundlichen Kurs in Deiner Systemkamera-Politik zu erarbeiten? Du hast Dich verändert, ich habe mich verändert… Vielleicht, Canon, haben wir nach all den Jahren ja doch noch eine Chance!

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